Musig im Pflegidach

Es ist unglaublich, was sich seit Jahren Sonntag für Sonntag auf der Bühne von Musig im Pflegidach in Muri abspielt. Da geben sich angehende wie auch bestandene Grössen aus dem weiten Umfeld des Jazz ein Stelldichein. Als da wären Jacob Collier, Snarky Puppy, Joel Ross, Michael Mayo und viele junge Musiker mehr. Die Bedeutung dieser Konzertreihen gibt die folgende Anekdote wieder: Als die finnische Kontrabassistin Kaisa Mäensivu nach einem Konzertauftritt in Hamburg gefragt wurde, wo ihr nächster Auftritt sei, antwortete sie mit Muri in Switzerland. Darauf allseits fragende Gesichter, selbst bei anwesenden Schweizern. In der internationalen Jazz Szene jedoch kenne praktisch jeder Musiker den Ort Muri und Musig im Pflegidach und dessen Kurator Stephan Diethelm. Man stelle sich das vor, man ist in New York, besucht ein Jazzkonzert, erwähnt Muri und alle Musiker sagen, shure, Muri, we know that well!! Und so pilgere ich also seit vielen Jahren jeden Sonntag Abend nach Muri und lasse mich für eine Stunde mit Musik aus der weiten Welt des Jazz überraschen.

www.murikultur.ch (Musig im Pflegidach)

Auf dem Olymp…..

Es mag jetzt etwas kitschig klingen, aber genau so hat es sich abgespielt:

Als ich das erste Mal eine Maybach Gitarre in Händen hielt – es handelte sich um eine Telecaster – fühlte es sich an, als würde eine Saite in meinem Innern anklingen. Der Klang der Gitarre, ohne jegliche Effekte zugeschaltet, war unglaublich; die Schwingung des Holzes war über das ganze Griffbrett spürbar. Da wurde mir wieder einmal bewusst, wie gut es sich anfühlte, eine Gitarre dieser Güteklasse in der Hand zu halten. Ich will nicht behaupten, dass die Maybach Gitarren sich wie von selbt spielen, aber es wohnt ihnen eine Leichtigkeit inne, die mir völlig neue Spielarten entlockt. Die Sorgfalt, mit der diese Instrumente gefertigt sind, in aufwendiger Handarbeit, das hervorragende Material, vom Holz bis zu den elektrischen Komponenten, ist beeindruckend. Es ist interessant zu beobachten, wie auch die Schüler reagieren, sobald sie eine Gitarre von Maybach in die Hand nehmen. Selbst jene, die noch nicht lange Gitarre spielen, reagieren auf diese Instrumente und fühlen sich sofort wohl, darauf zu spielen. Und nach all den Jahren, in denen ich so viele verschiedene Gitarren in den Händen hielt, fühlt es sich ein bischen an, wie wenn ich mit den Maybachs auf dem Olymp angekommen wäre.

Musikgeschichten Nr.21: Hinter der Bühne

Wir stehen mit unseren Instrumenten in den Händen hinter der Bühne des grossen Tonhalle Saals und warten. Aus dem Saal klingt es wie wenn hunderte von Menschen murmeln würden. Im kleinen Kabäuschen des Bühnentechnikers beobachten wir das Geschehen auf den drei Monitoren, die den Saal, die Bühne und das Foyer zeigen.
Der Saal ist gut gefüllt, schätzungsweise 800 Personen sitzen im Publikum.
Der Techniker gibt uns noch 5 Minuten, dann sollen wir auf die Bühne.
Geplant ist ein kurzes Set von ca. 20 Minuten, rein akustisch ohne Verstärkung.
Die Nervosität ist spürbar, wir versuchen uns mit Albernheiten abzulenken.
Immer wieder schauen wir auf die Monitore. Der Weg auf die Bühne führt durch einen ca. 20 Meter langen Aufgang und mündet in eine grose Holztüre, die dann direkt auf die Bühne aufgeht. Das Timing muss stimmen, so wurden wir angewiesen. Sandra Studer wird uns kurz ansagen, dann gibt uns der Bühnentechniker das Zeichen und wir können los.
Endlich ist es soweit, ein kurzer Augenkontakt untereinander und wir gehen den Aufgang hinauf, durch die Tür und stehen auf der Bühne.
Die Nervosität ist wie weggeblasen, wir setzen uns auf die bereit gestellten Stühle und machen uns bereit. Ich blicke kurz ins Publikum, sehe aber wegen dem Scheinwerferlicht nur gerade die ersten beiden Reihen.
Wir spielen das erste Stück, „Out Of Nowhere“, eine mid tempo Nummer. Der letzte Ton klingt aus und es brandet Applaus auf. Ein schönes Gefühl, wenn 800 Händepaare klatschen, wie ein grosses Rauschen das anschwillt und wieder abebbt.
Nach dem letzten Stück eine kurze Verbeugung, nochmals den Beifall geniessen und ab der Bühne. Dann abklatschen mit dem Bühnentechniker und zurück in die Garderobe. Noch ein gemeinsames kleines Essen in der Tonhallen Kantine und schon ist es vorbei.
Aber die Erinnerung bleibt, auf die Vorfreude hinter der Bühne.

Musikgeschichten Nr.20: Mit James Last im Fahrstuhl

Ich erinnere mich noch gut an eine Zeit, als Musik noch nicht überall verfügbar war und es als etwas besonderes galt, wenn in einem Fahrstuhl Musik lief.
Wir Kinder gingen deswegen extra ins Warenhaus Jelmoli und fuhren mit dem musisch beschallten Fahrstuhl rauf und runter, bis wir von der Hauswartung rausgeworfen wurden.
Fahrstuhlmusik, so nannte man das damals, und die Protagonisten dieses Stils hiessen James Last oder Roger Whittaker. Musik die niemanden stören sollte, unauffällig und seicht, nur zur Berieselung gedacht. Auch heute noch, wenn ich versehentlich irgendwo James Last zu hören bekomme, denke ich mir, wie belanglos diese Musik doch ist und es kommen mir Fahrstuhlfahrten in einem Warenhaus in den Sinn.
Heutzutage nennnt man diese Musik „Lounge“ oder „Chill Out“. Doch der Effekt ist der gleiche geblieben; die Musik läuft im Hintergrund und man bemerkt es kaum.
Ich stelle mir manchmal vor, wie es wohl sein muss, Musik zu komponieren mit dem Auftrag, ja niemanden zum zuhören zu animieren.
Das ist irgendwie wie alkoholfreies Bier trinken. Man trinkt ein Bier, darf aber nichts spüren.
Naja, ich halte es mit der Musik genau andersrum, ich will sie hören!
Und sie darf stören, aufwühlen, berühren, mitreissen. All das, was sie im Fahrstuhl eben nicht soll. Und genau deswegen werde ich mir nie eine LP von James Last oder Roger Whittaker zutun.
Eine klare Absage an jegliche Art von Berieselungsmusik.
Und a propos Berieselung; wer mag sich noch an den unsagbar spiessigen Persil-Werbespot erinnern, mit den abschliessenden Worten „Persil: da weiss man was man hat, Guten Abend“ (siehe https://www.youtube.com/watch?v=8Q3UWMb6BhQ
Und mit diesen Worten verabschiede auch ich mich, bis zum nächsten Mal.
Fahrstuhlmusik, da weiss man was man hat, Guten Abend

Musikgeschichten Nr.19

Mittlerweile gibt es fast keine Orte mehr, wo einem nicht aus irgend einem Lautsprecher Musik entgegen schwappt. Sei es beim Einkaufen, während dem Autofahren, im Restaurant, selbst in den Parkgaragen gehört die musikalische Berieselung unterdessen zum Standard. Man denkt schon fast mit Wehmut an die Zeiten zurück, als höchstens in den Fahrstühlen der Warenhäuser Musik aus den Lautsprechern säuselte (leider meistens James Last, aber das ist eine andere Geschichte….). Heute ist der Fahrstuhl einer der wenigen Orte, an denen keine Musik mehr läuft – dafür eine Stimme ab Band die Ankünfte in den jeweiligen Stockwerken ankündigt.

Zurück zur musischen Berieselung. Eigentlich ist es schade, gehört doch das Musik hören zu den Sinnesfreuden, ebenso wie zum Besispiel das lesen. Und es käme ja auch niemanden in den Sinn, nonstop und in allen Lebenssituationen ein Hörbuch laufen zu lassen. Aber scheinbar haben wir uns daran gewöhnt, überall unterhalten zu werden.

Ich habe mich irgendwann entschieden, den Spiess umzudrehen, also Musik aus der Konserve möglichst aus dem Alltag zu verbannen. Erst verstummte mein Autoradio, dann das Internetradio zu Hause und der MP3 Player für unterwegs. Und siehe da, es kehrte Ruhe ein.
Dann kam der Moment, wo mir die Musik zu fehlen begann. Anstatt nun einfach wieder den Radio anzudrehen, wählte ich ein anderen Weg. Ich überlegte, was für Möglichkeiten es gäbe, um das Musikhören wieder als Ereignis wahrzunehmen.
Schnell stand fest, dass dazu ein Schritt rückwärts nötig wäre. Quasi vom digitalen ins analoge wechseln, vom jederzeit verfügbaren Streaming-Klick zur überschaubaren Haptik des Tonträgers.
Also reanimierte ich meine Stereo Anlage (siehe Beitrag Wohlklang I – VII), stattete sie mit ein paar neuen und feinen Gerätschaften aus und richtete meine Schallplattensammlung neu aus. Dann noch einen bequemen Sessel ins Musikzimmer gestellt und fertig war der neue Ort des Klanges.
Nun sitze ich zwischendurch entspannt in meinen Sessel und höre ohne Ablenkung und in aller Ruhe eine halbe Stunde Musik. Und Vinyl eignet sich perfekt dazu, spätestens nach einer Seite muss man sich entscheiden, ob man die andere Seite auch noch hören mag. Für mich also die perfekte Laufzeit.

Ja, und seitdem wächst meine Plattensammlung wieder steig und ich sitze fast jeden Tag einmal in meinem Musikzimmer und lausche mit allen Sinnen der Musik.

Und da wären wir also wieder bei den Eingangs erwähnten Sinnerfreuden 🙂

Musikgeschichten Nr. 18: Das orange Heftchen

Die jungen Schüler bekommen von mir jeweils ein kleines, oranges Heftchen, in das sie ihre Hausaufgaben notieren können.
Die einen tun dies mit akribischer Schönschrift, die anderen wiederum krakeln die Seiten mit ungelenken Grossbuchstaben voll.
Bei einem der Schüler, er ist 9 Jahre alt, dauert es regelmässig etwas länger bis er alles notiert hat.
Mit allem was ich ihm aufgebe, nimmt er sich viel Zeit und gibt sich grosse Mühe, alles schön und ordentlich in Schnüerlischrift aufzuschreiben. Erst das Datum, dann die Aufgaben und eine kleine Zeichnung, dann radieren, neue Zeichnung und so weiter und so fort.
Letzthin ist er dazu übergegangen, das Heft immer von der ersten Seite an durchzublättern, bis er beim aktuellen Eintrag landet. Dabei entdeckt er laufend Titel von Stücken älteren Datums, die er mir freudig vorliest und sich darüber erstaunt zeigt, was er schon alles geübt habe.
Ich habe ihn darauf hingewiesen, dass er unterdessen fast die Hälfte der Lektion mit seinem Aufgabenheftchen beschäftigt sei, was ihn jedoch überhaupt nicht zu stören scheint. Im Gegenteil. Seine neueste Angewohnheit ist es, so klein wie möglich zu schreiben, so könne er Platz sparen und brauche noch lange kein neues Heft!
Unterdessen lasse ich ihn Ruhe blättern, schreiben, radieren und zeichnen und erfreue mich an den wenigen Minuten des gemeinsamen musizierens, die uns jeweils bleibt.
Und so gelange ich nach und nach in einen Zustand tiefer Entspannung, wenn der Junge zum Ende der Stunde seine sieben Sachen zusammenpackt und sich bis zur nächsten Woche verabschiedet. 🙂

Gitarre und Schokolade

Doch, doch, das geht prima!
Denken wir nur an unsere fünf Sinne.
So wie ich gerne den schönen Klängen des Gitarrenspiels lausche, so geniess ich’s, feine Schokolade zu schmecken.
Während der letzten Jahre hat mich nicht nur die Welt des Klanges immer mehr fasziniert, auch der Geschmack von hausgemachter Schokolade hat es mir angetan.
Angefangen hat das mit einem Besuch im Geschäft von Chocolatier Fabian Rimann. Die feinen Schoko-Kreationen begeisterten mich vom ersten Moment an, und nach und nach erhielt ich Einblick in die Handwerkskunst der Schokoladenherstellung. Und da sind wir bereits bei einer Gemeinsamkeit. So wie auch das Gitarrespielen eine Handwerkskunst ist, spielt ein geübtes Handwerk bei der Schokoladenherstellung eine wesentliche Rolle.
Seither begleiten mich die raffinierten Kreationen aus Kakkaobohnen täglich, frei nach dem Motto „Es geht auch ein Tag ohne Schokolade, aber das macht keinen Sinn“.
Da sitze ich nun jeweils in der Mittagspause in meinem Musikzimmer, höre Musik ab Vinyl und geniesse die einzigartigen Aromakombinationen feinster Schokolade.
Was für ein Genuss!
Und somit gilt: Musik und Schokolade, das passt prima.
Ein Hoch auf die Handwerkskunst!

www.fabianrimann.com

Musikgeschichten Nr.17: Der Spielverderber

An jedem Konzert gibt es diese besonderen Momente.
Üblicherweise geschehen sie auf der Bühne und sind eher selten in den Sitzreihen des Publikums anzutreffen. Vor allem bei Jazz Konzerten.
Nun, wie hinlänglich bekannt, bestimmt die Ausnahme die Regel.
Es war an einem Konzertabend in einem kleinen Kellertheater, auf der Bühne spielte eine bekannte Jazzband aus den USA. Ich hatte nach langer Zeit wieder einmal Lust, mir ein Konzert anzuhören und mir einen schönen Platz in einer der vorderen Reihen reservieren lassen.
Neben mir nahm ein Herr platz, eher konservativ gewandet, auf den ersten Blick ein strengeres Äusseres, vermutlich im gleichen Alter wie ich. Auf meine Begrüssung hin reagierte er mit einem kurzen Nicken, sagte jedoch kein Wort.
Das Konzert begann und die Stimmung unter den Anwesenden stieg von Stück zu Stück. Nicht nur die Musiker hatten sichtlich Freude am Geschehen, auch das Publikum liess sich mitreissen.
Bis auf den Herrn der neben mir sass.
Während die Mehrheit der Zuhörer nach Ende eines Stückes kräftig applaudierte, beliess er es bei einem trockenen, kurzen Händeklatschen, etwa so, wie das Geräusch eines abbrechenden Bleistiftspitzes klingt.
In der Pause ging ich an die Bar und bestellte ein Getränk. Ich entdeckte meinen Sitznachbar in einer Ecke des Gastraumes, wo er allein und mit ernstem Ausdruck an seinem Glas nuckelte.
Als der Gong erklang, begaben wir uns wieder auf unsere Plätze und der zweite Teil des Konzertes begann.
Erneut war die Stimmung prächtig und ich lächelte mehrmals meinem Sitznachbar zu, in der Hoffnung, ihn mit guter Laune vielleicht etwas aus der Reserve zu locken.
Die Reaktion war ernüchternd, mit steinerner Mine fixierte er das Geschehen auf der Bühne und würdigte mich keines Blickes.
Unterdessen war die Atmosphäre im Publikum so ausgelassen, dass ich zwischen den Stücken strahlte wie ein Maienkäfer.
Irgendwann gegen Ende des Konzertes muss es dann meinem Sitznachbar zu viel des Guten geworden sein. Er drehte seinen Kopf in meine Richtung, blickte mich empört an und sagte mit gepresster Stimme „Jazz ist im Fall nicht lustig!“, stand auf und verliess demonstrativ das Theater.
Perplex ab diesem Verhalten, dachte ich mir noch, was für ein Spielverderber, dann genoss ich in aller Ruhe den Rest des Konzertes.

Wohlklang Part VII

Dann kam der Tag an dem Ich „Mint“ entdeckte, ein Magazin, dass sich durch und durch der Vinyl Kultur verschrieben hatte.
Was ich an Mint vom ersten Moment an mochte, war die gelungene Mischung aus verschiedenen Themen. Da tauchten Rubriken über berühmte Plattenlabels auf, sorgfältig recherchierte Berichte über LP Klassiker, Besprechungen von Equipement. Nicht zu vergessen die ausführlichen Reviews von Neuerscheinungen.
Am meisten hat es mir jedoch die Rubrik „Equipment“ angetan. Auf jeweils mehreren Seiten werden da die verschiedensten Gerätschaften rund um das Thema HiFi und Vinyl vorgestellt; Plattenspieler, Verstärker jeglicher Couleur, Lautsprecher, Kopfhörer etc.etc. Unglaublich was sich da alles tummelt!
Spezielle Vorverstärker zur Entzerrung von Phono Signalen, MM oder MC Tonabnehmer für Plattenspieler (nur das schon eine Welt für sich), Gewichte zum beschweren von Lp auf dem Laufwerk und so weiter und so fort. Mannomann, was für ein Durcheinander an Gerätschaften!
Interessiert nahm ich das alles auf und ward mehr und mehr fasziniert von diesem Universum namens HiFi.
Unter all den Rezensionen viel mir ein Bericht über MM und Mc Tonabnehmer auf. Für das Abspielen von Platten gibt es zwei Tonabnehmer Systeme, das eine, MM, ist ein sogennanter Moving Magnet und funktioniert auf der Basis eines kleinen Magnetes, der sich, angeregt durch die Schwingungen der Nadel in der Schallplattenrille, hin und her bewegt.
Das andere System, MC, ist ein Moving-Coil Tonabnehmer und arbeitet mit einer elektrischen Spule, die sich bei der Wiedergabe einer Langspielplatte bewegt. So weit so gut, aber was sollte ich mir darunter nur vorstellen? Ich recherchierte im Internet darüber, aber ich wurde einfach nicht schlau dabei, es klang alles zu technisch für mich und ich konnte mir beim besten Willen nicht schlüssig vorstellen, wie sich das als Klang anfühlen sollte.
Etwas ratlos wandte ich mich an Rolf Sigrist, unterdessen ein liebgewordener Berater in Sachen Klangwelten. Aber Rolf winkte ab, mit Plattenspieler habe er schon längere Zeit abgeschlossen, zu unterschiedlich sei die Wiedergabe für ihn. Aber er könne mir sagen, dass all diese verschiedenen Tonabnehmer Systeme vor allem dazu da seien, den Hörer und Käufer zu weiteren Ausgaben zu bewegen.
Das brachte mich auch nicht wirklich weiter.
Eine etwas genauere Auskunft bekam ich dann von Martin Pabst, seines Zeichens Inhaber von Radio Pabst in Muri, einem alteingesessenen Fachgeschäft für Audio und Video in Muri. Einfach ausgedrückt, erklärte er mir, sei das MC System um einiges empfindlicher als MM und aus diesem Grunde die Wiedergabe wiederum viel Detailreicher, was sich vor allem in der Auflösung der verschiedenen Instrumente bemerkbar mache. Nun gut, das klang schon etwas verständlicher für mich. Ob er denn einen Vergleich im Geschäft zum anhören habe, fragte ich ihn. Ja, er hatte. Ich bekam also erstmals die Gelegenheit, einen MM und einen MC Tonabnehmer im direkten Vergleich zu hören.
Der Unterschied war frappant: während mein Gehör beim MM wie gewohnt reagierte – ich hatte bis anhin nie etwas anderes gehört – war ich beim abspielen mit MC zuerst etwas verwirrt. Es klang alles irgendwie ungewohnt, weniger kompakt. Erst nach einer Weile gewöhnte sich mein Hörempfinden an diese Klangwelt und ich realisierte, um wieviel nuancierter ich die Instrumente im Klangbild wahrnahm. Es war faszinierend, aber auch leicht verwirrend. Empfand ich das wirklich als angenehmer? Wollte ich so ungewohnt Musik hören? Auf diese Fragen gab und gibt es keine schlüssige Antwort. Es sind einfach zwei zu verschiedene Klangerlebnisse. Die einen schwören auf MC als das ultimative Musikerlebnis, die anderen preisen MM als erstens günstigere und zweitens angenehmere System an.
Da war ich also wieder an diesem Punkt angekommen: Geduld haben und dann auf das Bauchgefühl vertrauen.
Heute bin ich ein klarer Freund von MC Systemen, nenne einen japanisches Hana ML Tonabnehmer mein eigen und geniesse jeden Moment des Plattenhörens in vollen Zügen, ohne jedoch ein MM schlecht zu reden.
Und was ich auch bekommen habe, ist die Erkenntnis, dass bei einer analogen Equipment-Kette (sprich Stereo Anlage) viel mehr individualisiert werden kann, als beim digitalen Hörgenuss. Das macht das Ganze nicht einfacher, aber unendlich spannend und erbauend.
Aber wie gesagt, es bedingt Geduld, Nerven und hie und da auch die eine unangenehme Überraschung.

Wohlklang Part VI

Nach ein paar Wochen begann mich vermehrt ein Übergewicht im Bass-Bereich zu stören. Das Klangpanorama war irgendwie nicht wirklich ausbalanciert. Vor allem gewisse Bass Frequenzen wummerten unangenehm. Einerseits konnte das an der Raumakkustik liegen – mein Wohnzimmer hat einen Steinboden und ist recht gross – andererseits hat auch die Position der Lautsprecher einen Einfluss auf das Verhalten des Basstons. Ich probierte die verschiedensten Stellungen der Boxen aus, aber nichts brachte eine merkliche Verbesserung an den Tag.
Ich hatte schlicht und einfach zu viel Bass im Raum.
Als letzten Versuch zügelte ich die ganze Anlage mit Ach und Krach in ein kleineres Zimmer. Und tatsächlich, in diesem Raum verhielten sich die Lautsprecher deutlich anders! Der Bassbereich war nach wie vor etwas dominat, jedoch in einem erträglichen Masse. Ich organisierte zusätzlich einen Equalizer und mit dessen Anpassungen bekam ich die Unannehmlichkeiten endlich in den Griff.
Allerdings brauchten meine Ohren einige Tage, um sich an die neuen Klangverhältnisse zu gewöhnen. Und wieder war ich erstaunt, wie empfindlich unsere Ohren auf akustische Veränderungen jeglicher Art reagieren. Überhaupt hat sich mein Hörempfinden stetig gewandelt, seit ich mich intensiver mit HiFi auseinander zu setzen begann. Nicht immer ist es leicht, ein gesundes Gleichgewicht auf dem schmalen Grat des Hörempfindens zu wahren. Zu gross ist die Gefahr, auf dem schmalen Grat auf die falsche Seite zu gelangen und sich dadurch auf analytisches Hören zu verlegen, was dem eigentlichen Hörgenuss einiges an Spass und Freude nimmt. Die Suche nach dem sogenannt „perfekten“ Klang führt nicht selten dazu, dass vergessen zu drohen geht, um was es beim Musikhören eigentlich gehen sollte; nämlich Spass zu haben, sich zu entspannen und zu geniessen. Und genau in solchen Momenten rufe ich mir die Worte von Rolf Sigrist in Erinnerung, die er als Frage bei einer unserer ersten Begegnungen an mich richtete: Willst du Musik hören oder lieber viel Geld ausgeben?