Dann kam der Tag an dem Ich „Mint“ entdeckte, ein Magazin, dass sich durch und durch der Vinyl Kultur verschrieben hatte.
Was ich an Mint vom ersten Moment an mochte, war die gelungene Mischung aus verschiedenen Themen. Da tauchten Rubriken über berühmte Plattenlabels auf, sorgfältig recherchierte Berichte über LP Klassiker, Besprechungen von Equipement. Nicht zu vergessen die ausführlichen Reviews von Neuerscheinungen.
Am meisten hat es mir jedoch die Rubrik „Equipment“ angetan. Auf jeweils mehreren Seiten werden da die verschiedensten Gerätschaften rund um das Thema HiFi und Vinyl vorgestellt; Plattenspieler, Verstärker jeglicher Couleur, Lautsprecher, Kopfhörer etc.etc. Unglaublich was sich da alles tummelt!
Spezielle Vorverstärker zur Entzerrung von Phono Signalen, MM oder MC Tonabnehmer für Plattenspieler (nur das schon eine Welt für sich), Gewichte zum beschweren von Lp auf dem Laufwerk und so weiter und so fort. Mannomann, was für ein Durcheinander an Gerätschaften!
Interessiert nahm ich das alles auf und ward mehr und mehr fasziniert von diesem Universum namens HiFi.
Unter all den Rezensionen viel mir ein Bericht über MM und Mc Tonabnehmer auf. Für das Abspielen von Platten gibt es zwei Tonabnehmer Systeme, das eine, MM, ist ein sogennanter Moving Magnet und funktioniert auf der Basis eines kleinen Magnetes, der sich, angeregt durch die Schwingungen der Nadel in der Schallplattenrille, hin und her bewegt.
Das andere System, MC, ist ein Moving-Coil Tonabnehmer und arbeitet mit einer elektrischen Spule, die sich bei der Wiedergabe einer Langspielplatte bewegt. So weit so gut, aber was sollte ich mir darunter nur vorstellen? Ich recherchierte im Internet darüber, aber ich wurde einfach nicht schlau dabei, es klang alles zu technisch für mich und ich konnte mir beim besten Willen nicht schlüssig vorstellen, wie sich das als Klang anfühlen sollte.
Etwas ratlos wandte ich mich an Rolf Sigrist, unterdessen ein liebgewordener Berater in Sachen Klangwelten. Aber Rolf winkte ab, mit Plattenspieler habe er schon längere Zeit abgeschlossen, zu unterschiedlich sei die Wiedergabe für ihn. Aber er könne mir sagen, dass all diese verschiedenen Tonabnehmer Systeme vor allem dazu da seien, den Hörer und Käufer zu weiteren Ausgaben zu bewegen.
Das brachte mich auch nicht wirklich weiter.
Eine etwas genauere Auskunft bekam ich dann von Martin Pabst, seines Zeichens Inhaber von Radio Pabst in Muri, einem alteingesessenen Fachgeschäft für Audio und Video in Muri. Einfach ausgedrückt, erklärte er mir, sei das MC System um einiges empfindlicher als MM und aus diesem Grunde die Wiedergabe wiederum viel Detailreicher, was sich vor allem in der Auflösung der verschiedenen Instrumente bemerkbar mache. Nun gut, das klang schon etwas verständlicher für mich. Ob er denn einen Vergleich im Geschäft zum anhören habe, fragte ich ihn. Ja, er hatte. Ich bekam also erstmals die Gelegenheit, einen MM und einen MC Tonabnehmer im direkten Vergleich zu hören.
Der Unterschied war frappant: während mein Gehör beim MM wie gewohnt reagierte – ich hatte bis anhin nie etwas anderes gehört – war ich beim abspielen mit MC zuerst etwas verwirrt. Es klang alles irgendwie ungewohnt, weniger kompakt. Erst nach einer Weile gewöhnte sich mein Hörempfinden an diese Klangwelt und ich realisierte, um wieviel nuancierter ich die Instrumente im Klangbild wahrnahm. Es war faszinierend, aber auch leicht verwirrend. Empfand ich das wirklich als angenehmer? Wollte ich so ungewohnt Musik hören? Auf diese Fragen gab und gibt es keine schlüssige Antwort. Es sind einfach zwei zu verschiedene Klangerlebnisse. Die einen schwören auf MC als das ultimative Musikerlebnis, die anderen preisen MM als erstens günstigere und zweitens angenehmere System an.
Da war ich also wieder an diesem Punkt angekommen: Geduld haben und dann auf das Bauchgefühl vertrauen.
Heute bin ich ein klarer Freund von MC Systemen, nenne einen japanisches Hana ML Tonabnehmer mein eigen und geniesse jeden Moment des Plattenhörens in vollen Zügen, ohne jedoch ein MM schlecht zu reden.
Und was ich auch bekommen habe, ist die Erkenntnis, dass bei einer analogen Equipment-Kette (sprich Stereo Anlage) viel mehr individualisiert werden kann, als beim digitalen Hörgenuss. Das macht das Ganze nicht einfacher, aber unendlich spannend und erbauend.
Aber wie gesagt, es bedingt Geduld, Nerven und hie und da auch die eine unangenehme Überraschung.